Die Geliebten aus R. und andere Gedichte

Die Geliebten aus R. und andere GedichteDariusz Muszer
Die Geliebten aus R.
und andere Gedichte

DALS-Verlag
Hannover 1990
64 Seiten, broschiert
Umschlag: Marek Benczewski

Vergriffen

 

 


Klappentext:

 

Gedichte sollen allein ihren Weg gehen, selbst der Autor kann ihnen nicht mehr Obdacht bieten, hat er doch mit sich genug zu tun und erst die anderen Leute.
Nein, ich bin kein Fürsprecher. Der elende Zufall hat mir diese Gedichte beschert und ich bin sie nicht losgeworden. Da drückte sich vor einem Jahr dieser Autor aus Polen unter etlichen anderen Autoren herum, rückte nicht mit der Sprache heraus, die ihm schwer genug über die Lippen ging. Die Gedichte wollte ich sehen. Nun, das sagt sich so. Nächte haben wir über diese Verse gesprochen, gelacht und gelacht, polnisch gefeixt; bin ich zur Hälfte Pole, von diesem Kasimir J. Also, hier  hat, wer lesen will, Gedichte, keine schlechten, oh nein. Gedichte von einem Poeten, wie nur wenige hier, in diesem Flachland, herumlaufen.
Schreib´ die nächsten, Dariusz

Oskar Ansull, im Juli 1990


Stimmen zum Buch:

 

Dariusz Muszer wollte wohl nicht warten, bis einer der erlauchten deutschen Verlage sich seiner Gedichte annahm. Und so brachte er sie kurzerhand selbst heraus. Und es lohnt sich meiner Meinung nach, einmal hineinzuschauen in diesen Band mit teils in deutsch geschriebenen, teils aus dem polnischen übersetzten Gedichten. Gedanken über Menschen, Zeiten und Dinge, die geschehen, kann Dariusz Muszer noch in Verse fassen, wo andere sich sprachlos selber suchen oder ins lyrische Nirwana abtauchen.

MOORGEISTER

In meinem alten Land
gibt es auch schlafende Moore

wo Menschen, die spurlos verschwanden,
warten, bis zwei tausend Jahre vergangen.

Mit einer Kugel im Schädel, mit einem Knebel im Mund –
Stricke waren immer zu teuer

Die Namen kehren nicht in die Spalten der Gedichte zurück
keiner erinnert sich an sie, obwohl alle ihrer gedenken,

Wenn dereinst eine neue Welt wird
und Archäologen arbeiten

werden sie auf jene stoßen, die im Moor schlafen,
und versuchen vielleicht, ihre Knochen

und unsere Welt zusammenzulegen.
Vielleicht werden sie sich gar nicht wundern,

daß in meinem merkwürdigen Land
so viele Geheimnisse Geheimnisse werden.

Sein „merkwürdiges“ Land befand sich einmal in Polen, vielleicht ist aber auch schon Deutschland damit gemeint, wo er seit 1988 lebt. (…) In seiner „polnischen Zeit“ veröffentlichte er drei Gedichtbände, hier hört man hoffentlich noch einiges mehr von seiner erdigen Sprache mit dem teils humorvollen teils sarkastischen Unterton.
DIE BRÜCKE

Gewöhnliches betonte der ausstrahlungsstarke Muszer mit gleichbleibend schleppender Eintönigkeit. In wohldosierten Pausen bereitet er seine Zuhörer auf das folgende Drama vor. Die klare, tiefe Stimme verwandelte er dann in eine Heiserkeit, die schneller agierte und den Sinn oder das Ergebnis der entscheidenden Situation intensivierte. Dariusz Muszer erzählt eindrucksvoll von Menschen, die in modernem Sinn etwas verloren haben.
SCHAUMBURGER WOCHENBLATT